Weniger ist mehr
Unglaublich – wie oft habe ich mich selber auch mit meiner Fähigkeit zu Multitasking gerühmt.
Besonders für Frauen ist es ein Leichtes gleichzeitig viele Dinge auf einmal zu erledigen.Wir telefonieren mit der besten Freundin und hören ihren Problemen zu, räumen die Spülmaschine aus, antworten dem hereinkommenden Partner auf seine Frage mit einem Nicken. Heben den Deckel vom überkochenden Nudeltopf und rühren eben die Sauce durch. Bevor wir das nächste Glas in den Schrank räumen, kommentieren wir das Gesagte der Anruferin und wischen das schaumige Nudelwasser vom Ofen, bevor es einbrennt. Und weiter geht es – die Spülmaschine ist leer, beim Herumgehen durch die Wohnung nehmen wir die saubere Wäsche mit ins Schlafzimmer, die herumliegenden Socken und gebrauchten Taschentücher lassen sich locker mit einem Griff wieder mitnehmen und am richtigen Ort platzieren. Wir lachen mit der Freundin, denn das Problem löst sich so langsam auf und die Stimmung erhellt sich. Dann setzen wir uns einen Augenblick, schauen vielleicht kurz ob eine neue Email oder WhatsApp eingegangen ist – bestenfalls erledigen wir nebenbei auch die Korrespondenz und nehmen wieder den Faden des Telefonats auf.
Und so könnte ich diese Geschichte endlos weiterstricken. Vielleicht erkennen Sie sich in diesen oder ähnlichen Situationen wieder. Ich will damit nicht zum Ausdruck bringen, wie genial ich bin – all diese Dinge und wahrscheinlich noch mehr auf einmal erledigen zu können.
That’s life könnte ich sagen – nein, ist es eben nicht. Ich habe eher das Gefühl, so geht das Leben mal eben an mir vorüber.
Ich höre nicht wirklich der Freundin zu, die Frage des Partners hab ich schon wieder vergessen und das Essen ist zwar fertig und die Emails beantwortet, doch bei allem was es erfreulicherweise abzuhaken gibt, bleibt jedes einzelne Detail auf der Strecke.
So übe ich mich momentan darin, vom Multi- zum Singletasking überzugehen. Das was ich tue, tue ich und zwar ganz und gar und im Augenblick. Ich bereite unser Essen zu – genieße die frischen Zutaten, schäle, schnipple und gebe es in den Topf, rühre und lasse in dieses Tun mein Bewusstsein und meine Liebe einfließen. Ich lese eine E-Mail und entscheide, ob ich sie direkt lösche, jetzt antworten möchte oder später. Dann die nächste. Ich verhake mich nicht in links, die mich ins Internet locken und dort von links nach rechts leiten und immer weiter weg von meiner ursprünglichen Intention. Ich wende mich meinem Partner zu und gehe auf seine Frage ein. Den Anruf nehme ich bewusst entgegen und setze mich in eine ruhige Ecke, um ganz da zu sein, bei mir, bei der lieben Freundin und bei dem gesprochenen Wort. Und ich lerne mir zu verzeihen, wenn ich mich mal wieder im Multifunktionsstatus erwische.
Dieser achtsame Umgang mit meinem Tun erschafft ein sensibles Bewusstsein für das was gerade ist und es entsteht eine Ruhe, die sich wohltuend im ganzen Körper aber auch im Außen bemerkbar macht. Es ist ein Akt der Wertschätzung, des liebevollen Umgangs und der Zuwendung zu Menschen, Dingen, die zu erledigen sind, zu dem was gerade in diesem Moment ist.
Durch Singletasking wird mein Leben nicht weniger sondern mehr.
Versuchen Sie es, vielleicht anfangs nur für eine kurze Sequenz am Tag – und erleben Sie selbst, welche Erfahrungen Sie mit Singletasking machen. Ich wünsche Ihnen Lebendigkeit, Fülle und ein bewusstes Erleben!!! Wenn Sie mögen, dann schreiben Sie mir Ihre Erfahrungen damit. Ich freu mich drauf.
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